Blick hinter die Kulissen der Thunerseespiele 2025

Die Thunerseespiele sind weit über die Region hinaus bekannt – als imposantes Freilicht-Musical direkt am Thunersee, mit spektakulären Bühnenbildern und berührenden Geschichten. Doch was passiert eigentlich hinter den Kulissen? Wir durften einen exklusiven Einblick erhalten und nehmen dich mit.
Im Sommer 2025 bringen die Thunerseespiele ein Stück Pariser Geschichte ins Berner Oberland: «Der Glöckner von Notre Dame» feierte seine Premiere auf der Seebühne – mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Vom 9. Juli bis 23. August 2025 wird das international gefeierte Disney-Musical in einer eigens neu inszenierten Version gespielt. Und genau diese Geschichte – ihrem hohen Kirchturm, dramatischen Schauplätzen und aufwändigen Massenszenen – verlangt eine besondere Bühne.
Bühne & Tribüne: Flexibilität in der Planung
Die Zuschauertribüne der Thunerseespiele bietet in dieser Saison 2'500 Sitzplätze. Ob diese Zahl angepasst wird – etwa auf 2'700 oder gar fast 3'000 Plätze – entscheidet sich jeweils im März, abhängig vom Verlauf des Vorverkaufs.

Gebaut wird die gesamte Struktur – von der Bühne über die Unterbauten bis zur Tribüne – von der Firma Nüssli, die das Projekt seit der ersten Ausgabe begleitet. Sie sorgt dafür, dass auch komplexe Anforderungen wie der mächtige Kirchturm des «Glöckners von Notre Dame» realisierbar sind. Die Bühne ragt in dieser Spielzeit 18 Meter über den See, davon sind 14 Meter effektiv bespielbar. Der beeindruckende Aufbau wird jedes Jahr neu errichtet, angepasst an Stück, Handlung, Regie und Bühnenidee.

Musik & Ton: Live, präzise und dynamisch
Im akustisch abgeschirmten Orchestergraben spielt ein 15-köpfiges Orchester, ergänzt digital gesteuerte Klänge vom Laptop. Dass es sich um Livemusik handelt, merkt man an den natürlichen Klangfarben und stimmlichen Feinheiten.
Dank 50 Mikrofonen, dem 3D-Soundsystem Tiemax und dem fein abgestimmten Soundmix entsteht ein tolles Klangerlebnis. Die Stimmen der Darsteller:innen werden über Funkmikrofone erfasst und zum Regiecontainer oberhalb der Tribüne gesendet. Aufgrund der Ortungsgeräte, welche die Cast auf dem Körper trägt, findet im Regiecontainer die Verteilung des Sounds auf die Lautsprecher statt (steht ein Darsteller links auf der Bühne, kommt der Sound von links; singt jemand auf der rechten Seite, kommt der Ton von rechts). Nebst Ortungsgerät und Mikrofon tragen zudem alle Darstellenden ein Radio, über welches sie die Musik, die Stimmen der Mitspielenden sowie Instruktionen hören.

Kommunikation & Ablauf hinter der Bühne
Damit alles reibungslos läuft, ist die Kommunikation hinter den Kulissen zentral: Ein Funknetz mit vier Kanälen sorgt für Koordination zwischen Regie, Licht, Technik und Showbetrieb. Zusätzlich gibt es ein offenes Intercom-System für schnelle Absprachen.
Rund um die Bühne befinden sich eine Werkstätten, ein Kostümraum, der Maskenraum, Garderoben für Damen, Herren, Chor und Orchester – inklusive eines Requisitenraums, eines Trocknungsraums für Kostüme und einer separaten Regieassistenz-Basis. Während des ersten Aktes gibt es für die Darsteller:innen keine nennenswerte Pause, was bedeutet: umziehen, neu einkleiden und wieder raus – teilweise durch enge Gänge oder alternative Zugänge.
Ein grosses Hilfsmittel im Ablauf ist das Bild des Dirigenten, das auf mehrere Bildschirme übertragen wird. Auch Licht und Bühnentechnik arbeiten visuell mit – alles ist minutiös abgestimmt.

Kostüme, Perücken & kleine Tricks
Insgesamt sind es dieses Jahr rund 200 Kostüme, im Durchschnitt drei pro Darsteller:in – bei einer Cast- und Chor-Grösse von rund 45 Personen. Die Solistenkostüme entstehen im hauseigenen Atelier, die übrigen teils auch beim Nähwerk IDM. Ein Teil wird nach der Produktion verkauft, andere bleiben im Fundus.
Das Team von zehn Ankleider:innen kümmert sich um Waschen, Reparaturen und Pflege. Und ein bewährter Trick gegen Bühnenaroma: weisser Wodka – neutralisiert Gerüche und desinfiziert. Zu den Kostümen kommen auch viele Perücken: Dieses Jahr sind über rund 60 wetterfeste Perücken aus Kunsthaar im Einsatz. Gerade für diese Outdoorproduktion sind die Kunsthaare unabdingbar, da diese viel weniger heikel sind als Echthaarperücken.

Kulinarisches Erlebnis: Bewirtung mit Sport-Know-how
Hinter der Tribüne gibt es einen Gastrobereich mit rund 500 Sitzplätzen, das den Zuschauerinnen und Zuschauer vor der Vorstellung, während der Pause und nach der Show zur Verfügung steht. Verantwortlich für das gastronomische Angebot ist die Sportgastro AG – ein erfahrener Partner, der unter anderem auch die Verpflegung in der PostFinance Arena beim SC Bern betreut.
Das Angebot reicht von feinen Menüs über Snacks bis hin zu einem stimmigen Getränkeservice. Für viele Besucher:innen ist der kulinarische Teil ein fester Bestandteil des Seespiel-Erlebnisses – ob als Dinner-Event oder als gemütlicher Apéro mit Blick auf See und Bühne.

Im Gespräch mit Amaya & Leslie
Ein Highlight unseres Besuchs: Wir durften zwei Darstellerinnen persönlich treffen – Amaya Keller und Leslie Zellweger. Geduldig beatnworteten sie viele unserer Fragen.
Amaya Keller bringt internationale Erfahrung mit – unter anderem aus Hamburg – und war bereits mehrfach Teil der Thunerseespiele. Besonders spannend findet sie Uraufführungen wie «Dällebach Kari», bei denen die Rollen noch entwickelt werden können. Neben der Bühne ist sie auch als Sprecherin aktiv, ihre Stimme würden viele aus der Werbung erkennen – etwa von Fielmann, Starbucks und Nespresso.
Leslie Zellweger stammt aus Thun und erfüllt sich mit dem diesjährigen Engagement ihren Herzenswunsch. Noch 2024 war sie Kinderbetreuerin hinter den Kulissen, davor sang sie im Laienchor. Jetzt steht sie erstmals im professionellen Ensemble. Ihr Weg führte über das Gymnasium, ein Medien- und Journalismusstudium sowie Radiotätigkeit nach Hamburg, wo sie die Musicalausbildung absolvierte. Auch sie hat das Mikrofon nie ganz losgelassen – ihr zweites berufliches Standbein als Sprecherin baut sie gerade auf.
Für den musikalischen Nachwuchs gibt es übrigens inzwischen einen offiziellen Berufsweg: Das EFZ als Bühnentänzer:in, Fachrichtung Musical ist Realität – der erste Jahrgang hat dieses Jahr seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Eine vielversprechende Entwicklung für junge Talente in der Schweiz, die Bühnenluft schnuppern möchten.

Live dabei sein
Fazit: Die Thunerseespiele 2025 bringen nicht nur eine bewegende Geschichte auf die Bühne – sondern auch ein gewaltiges Zusammenspiel von allen Bereichen. Wer hinter die Kulissen blickt, versteht: Damit der Glöckner Quasimodo seine Stimme erheben kann, braucht es viele Menschen in unterschiedlichen Abteilungen, die im Hintergrund mit voller Hingabe arbeiten.
Das Musical «Der Glöckner von Notre Dame» ist noch bis zum 23. August 2025 auf der Bühne in Thun zu erleben.
Tipp für Geniesser:innen
Wer vor der Vorstellung noch stilvoll essen möchte, findet in diesen Angeboten den perfekten Rahmen:
Thunerseespiele-Special im Restaurant Burehuus
Deltapark Vitalresort – Kombi mit Übernachtung & Musical
Ein unvergesslicher Abend wartet – musikalisch wie kulinarisch.
